Frau Liane Neese studiert an der Universität Vechta Soziale Arbeit im 4. Semester. In der Zeit vom 29.07. bis zum 04.10.2013, also zwischen dem 4. und 5. Semester, absolvierte sie ein 10-wöchiges Praktikum im Frauenhaus in Diepholz.
Durch ihre Internetrecherche fand Frau Neese schnell die Einrichtung des Frauenhauses in Diepholz. „Hier konnte ich mir ein direktes Bild vom Team machen, denn alle Mitarbeiterinnen haben sich persönlich mit Bild vorgestellt. Das war für mich eine wichtige Voraussetzung für die Wahl meines Praktikumplatzes, da ich mich selbst als Teamplayerin bezeichnen würde und gleichzeitig kann ich meine Teamfähigkeit auf dem Prüfstand stellen.“
Reflexion (von Liane Neese)
Das zehnwöchige Praktikum war für mich eine interessante und aufschlussreiche Erfahrung. Die Erwartungen, mit denen ich in das Arbeitsfeld der Frauenhausarbeit gegangen bin, haben sich erfüllt. Die Mitarbeiterinnen haben mich sehr freundlich aufgenommen, teilweise entstand bei mir ein Gefühl der Zugehörigkeit. Ich wurde von Anfang an in den Arbeitsalltag mit einbezogen und hatte die Möglichkeit, viele Aufgaben einständig zu erledigen. Die Klientinnen haben mich ebenfalls als Teil des Gesamtteams akzeptiert und zeigten keinerlei Berührungsängste. Der direkte Kontakt mit ihnen hat mir tiefe Einblicke in deren Ängste und Nöte, aber auch in deren Stärken gegeben. Es war erstaunlich für mich, mitzuerleben, wie die betroffenen Frauen es schafften, Stück für Stück ihr Leben wieder eigenständig zu arrangieren und eigenverantwortlich in „die Hand zu nehmen“.
Durch das gute Zusammenwirken im Team konnten die Klientinnen optimal betreut und unterstützt werden. Mich hat diese Art der Zusammenarbeit bestärkt, auch in Zukunft im Team arbeiten zu wollen. Meine Praxisanleiterin, aber auch alle anderen Mitarbeiterinnen, sowohl die des Frauenhauses, als auch die der Beratungsstellen, waren jederzeit für meine Fragen offen. Ich fühlte mich sehr aufgehoben in diesem Team.
Zu Beginn des Praktikums war ich sehr gespannt, ob und wie ich es hinbekäme, die „Fälle“ so nah an mich heranzulassen, dass ich einerseits den Bedürfnissen der Klientinnen gerecht werden könne, anderseits aber auch genug Distanz zu entwickeln, um mich persönlich nicht damit zu belasten. Diese Balance habe ich für mich gut finden können. Es war eine erkenntnisreiche Zeit mit vielen Herausforderungen, aber auch mit viel Freude. Ich konnte einen Einblick in die Problematik der Häuslichen Gewalt und den damit verbundenen Anforderungen an alle Beteiligten gewinnen.
Im Frauenhaus leben die unterschiedlichsten Frauen aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Kulturen und Biografien zusammen. Das es in dieser Konstellation zu Konflikten kommen kann ist verständlich. Nichtsdestotrotz hat mich die Solidarität die unter den Klientinnen herrschte tief beeindruckt. Die Mitarbeiterinnen berichteten mir zwar, dass es in der Vergangenheit schon häufiger zu Streitigkeiten unter den Bewohnerinnen gekommen sei, ich persönlich habe so etwas jedoch während meines Praktikums nicht erlebt. Im Großen und Ganzen habe ich eine freundliche und rücksichtsvolle Atmosphäre unter den Klientinnen erfahren.
Auch der Blick auf die Kinder war für mich sehr aufschlussreich. Trotz der unterschiedlichsten Gewalterfahrungen die sie mitbrachten, erlebte ich sie zusehends fröhlicher und entspannter während des Aufenthaltes im Frauenhaus.
Mir ist klar geworden, wie wichtig der Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit und Prävention auf diesem Gebiet ist. Wenn die Zivilbevölkerung für die Thematik der Häuslichen Gewalt sensibilisiert ist, so bedeutet das auch ein Stück weit Schutz für die Opfer. Sehr interessant fand ich das Projekt „Bürgermut tut allen gut“, in dem es darum geht, Nachbarschaften gegen Häusliche Gewalt zu aktivieren und die Zivilcourage in der Bevölkerung zu stärken.
Diese Initiative wurde gefördert vom Landespräventionsrat Niedersachsen, und war ein Kooperationsprojekt von Polizei, Frauenunterstützenden Einrichtungen und dem Landkreis, der von der Gleichstellungsbeauftragten vertreten wurde. In eintägigen Seminaren wurden in diesem Rahmen „Mutbürger“ ausgebildet, zu denen ich mich nun auch zählen kann.
Sehr geholfen hat mir mein an der Universität erworbenes Wissen in der rechtlichen Thematik des SGB. So konnte ich die Klientinnen in Fragen unterstützen, die Leistungen dieser Art betrafen. Dazu gehörten z.B. Fragen nach dem ALG – II, aber auch Fragen, die das Familienrecht oder das Kinder- und Jugendhilferecht betrafen. Gerne hätte ich etwas mehr über das Ausländerrecht gewusst, denn ein großer Anteil der Klientinnen im Frauenhaus hat einen Migrationshintergrund.
Da ich mich nicht ganz aus der Frauenhausarbeit verabschieden wollte, habe ich eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Telefonbereitschaft angenommen. Auf diesem Wege bleibe ich weiterhin in Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und kann den Verein zum Schutz misshandelter Frauen und Kinder Landkreis Diepholz e.V. unterstützen.
Liane Neese, im Januar 2014