Die Organisatoren waren der Paritätische Baden-Württemberg, das Mannheimer Frauenhaus und die Hochschule Mannheim selbst.
„Erfahrungen aus der langjährigen Arbeit in den Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen führen zu einer Ausdifferenzierung der Angebote und einer Weiterentwicklung der bisherigen Konzepte. Denn nicht allen Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, werden diese ausreichend gerecht.“
Und genau mit diesem Thema befassen wir uns ja auch im Diepholzer Frauenhaus.
Wir hatten deshalb bereits im letzten Jahr an dieser Stelle über die geplante Angebotserweiterung unseres Netzwerkes berichtet. Inzwischen ist unsere konzeptionelle Vorarbeit abgeschlossen. Beim Landkreis Diepholz wurde der Antrag auf entsprechende Förderung eingereicht.
Anlässlich des Fachtages in Mannheim wurden eben diese Handlungsansätze vorgestellt, die auf die unterschiedliche Anforderungen eingehen und zum Beispiel Sicherheit nicht über Anonymität herstellen, den gewalttätigen Partner einbeziehen oder ambulante Beratungsangebote intensivieren – immer mit dem Ziel, den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern ein gewaltfreies Leben zu ermöglichen.
Frage: „Können sich Paare verändern?“ Antwort: „Ja, eine Veränderung wird statt finden, wenn die Beratung ergebnisoffen ist.“ Fazit: Die systemische Paarberatung kann dazu beitragen, eine erwachsene Lösung zum Beispiel auch zur Trennung zu entwickeln.
Das Ziel ist, die Bereitschaft der Frauen für eine veränderte Wahrnehmung ihrer eigenen Identität zu erhöhen.
Sie selbst sollen lernen ihre bisherigen Verhaltensmuster zu hinterfragen und zu überwinden. So erhalten sie die Chance auf eine gleichberechtigte und gewaltfreie Partnerschaft.
Die Volkshochschule (VHS) des Landkreises Diepholz bietet in Zusammenarbeit mit dem Verein Niedersächsische Operation Partnerschaft (NOP*) eine Weiterbildung zu diesem Thema an. Hier der Flyer der VHS zum Download (PDF).
*Zur Information: NOP bedeutet Niedersächsische Operation Partnerschaft und ist ein Zusammenschluss von Leitungen aus niedersächsischen Frauenhäusern und eine Fortsetzung des Projektes zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Arbeit in den Frauenhäusern. Neben der Plattform zum fachlichen Austausch über die aktuellen Themen und Probleme ist die konzeptionelle Weiterentwicklung der sozialpädagogischen Methoden ein Anliegen von NOP. Wir sehen daher in dem Angebot der Weiterbildung „Systemische Paarberatung im Kontext von Häuslicher Gewalt“ eine Chance für alle Akteure: Für die Frauen mit ihren Kindern eine adäquatere Unterstützung, nachhaltig die Gewalt in Familien zu vermeiden und für die Mitarbeiterinnen eine motivierende und zufriedenstellende Methode, diese schwierige Arbeit zu meistern.
Neben dem Thema „Systemische Paarberatung im Kontext von Häuslicher Gewalt“ gab es weitere interessante Referate und Workshop-Angebote:
PAPATYA – eine Einrichtung für junge Migrantinnen stellt sich und ihr Konzept vor
In Zusammenarbeit mit der Jugendnothilfe Berlin bietet PAPATYA jungen hoch gefährdeten Migrantinnen Platz an einem absolut geheimen Ort. Mädchen und junge Frauen, denen Zwangsheirat oder Verschleppung droht, werden von PAPATYA betreut, um ein selbstbestimmtes Leben aufbauen zu können. Dazu wird mit den Eltern, den Mitarbeitern des Jugendamtes und den deutschen Behörden (Polizei und Justiz) zusammen gearbeitet.
Sicherheitsaspekte im Frauenhaus aus polizeilicher Sicht
Zur Weiterentwicklung der Frauenhaus-Konzepte benötigen wir ein hohes Maß an Sicherheitsvorkehrungen. Wenn das Haus kein geheimer Ort mehr sein soll, ist es gut,
- die Nachbarn einzuweihen und mit einzubeziehen,
- Videoüberwachung, Transpondersystem für die Türverriegelung, Panzerglas, hohe Zäune und eine Sicherheitsschleuse am Eingang zu haben,
- regelmäßigen Austausch und Zuständigkeiten mit der örtlichen Polizei zu organisieren (Ansprechpartner)
- Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, auch für die Bewohnerinnen
- Sicherheitsschulungen der Bewohnerinnen, z.B. Smartphone-Nutzung
- u.a.
Unsere Nachbarinnen im äußersten nördlichen Zipfel von Nordrhein-Westfalen, die Kolleginnen aus dem Frauenhaus Espelkamp („Hexenhaus“), berichteten in einem Impuls-Referat über ihr Projekt „Sicheres Frauenhaus“, was nun in das dritte Jahr der Förderung eintritt.
Es war ein anregender und wegweisender Tag für uns in Mannheim.
Anregend – wegen der interessanten Gespräche und Hinweise. Wegweisend – weil uns sehr deutlich wurde, wie weit wir selbst auf diesem neuen Weg schon vorangekommen sind.
Wir fanden Bestätigung für unsere Ideen und Pläne, konnten neue Mitstreiterinnen zum Austausch finden und sehen der bevorstehenden schrittweisen Umsetzung unseres Konzeptes „Die Einbeziehung der Partner/Ehemänner in die Beratung“ voller Optimismus entgegen.
Ina Bönisch-Maier und Doris Wieferich