Wir blicken auf drei Jahre erfolgreiche systemische Paarberatung zurück, die wir nach einer Konzeptüberprüfung 2012/2013 entwickelten.
Auf vielfachen Wunsch der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen in unseren Einrichtungen konnte eine Lücke geschlossen werden.
Konkret bestand der Wunsch, die Gewalt in der Beziehung zu beenden, unabhängig von einer Trennung oder einer Weiterführung der Partnerschaft/Ehe. Eine gemeinsame Beratung mit dem Partner/Verursacher wurde als Chance betrachtet für die Beziehung und das Familienleben, insbesondere für die Kinder.
So war das konkrete Anliegen der Frauen in diesem Beratungskontext eine verbesserte Kommunikation mit dem Partner/Ehemann, mehr Respekt und ein Notfallplan in krisenhaften Situationen.
Um dieses sehr hochschwellige Angebot der Beratung für beide Parteien zugänglicher zu machen wurden gemäß des Konzepts zunächst Einzelberatungen mit den Frauen und Männern in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk des Ev.-luth. Kirchenkreises Grafschaft Diepholz, Herrn Rüdiger Fäth, und mit Frau Doris Wieferich durchgeführt. Hier hatten die Frauen zunächst die Möglichkeit, im Einzelgespräch mit der Mitarbeiterin über oftmals schmerz- und angstbesetzte Erfahrungen zu sprechen. Dies war in vielen Fällen schambesetzt und eine gewisse Schwellenangst musste zunächst überwunden werden. Im Anschluss erfolgte das Gespräch mit dem Verursacher und dem männlichen Kollegen auf der Grundlage der zuvor bei der Frau eingeholten und erarbeiteten Informationen. Um seine persönliche Notfalllage erweitert, wurde der Verursacher anschließend auf die Paarberatung vorbereitet.
In den Erst- bzw. Einzelberatungen mit der Frau und dem Mann ging es um das Kennenlernen, die persönliche und häusliche Situation des (Ehe-) Paares und um die Beziehungs- und Gewaltdynamik.
Für einige Männer war es sehr schwierig, sich nicht als Täter in der Beratung zu fühlen. Am Anfang des Beratungsprozesses haben sie die Solidarität mit dem männlichen Kollegen gesucht. Sie wurden aber entschieden auf die Verantwortung ihrer vorausgegangenen Gewalttat hingewiesen. Mit ihrer Bereitschaft in das Konfliktgespräch zu gehen, konnte durch die fachliche Allparteilichkeit der Berater diesem „Unwohlsein“ entgegengetreten werden.
Insgesamt fiel es den Paaren, aufgrund von Scham, gleichermaßen schwer in der Paarberatung seine Themen anzusprechen. Unter Bezugnahme der unterschiedlichen Lebenswelten, Sichtweisen und Selbstbilder haben sich die Paare mit ihrem gewaltfördernden Verhalten unter fachlicher Methodik auseinandergesetzt.
Dies hatte einen neuen Blick auf das eigene Handeln zur Folge und dieser Perspektivwechsel bildete die Grundlage für eine positive Veränderung der Beziehung.
Die Ursache für das gewalttätige Handeln lag oft in alten bis sehr alten Verletzungen aus früheren Beziehungen oder der Herkunftsfamilie. Auslöser für eine Gewalteskalation waren schließlich massive Erziehungsschwierigkeiten, eine Überforderung im Erziehungsverhalten und in der Grenzsetzung den Kindern gegenüber. Auch das Bild von Familie, was das Paar verinnerlicht hatte und die Art und Weise, wie die Rollen in der Familie und in der Paarbeziehung verteilt waren, hatten eine große Bedeutung für die Entwicklung von Gewalt.
So konnte der Wunsch der Frauen nach einer verbesserten Kommunikation, erweitert um den Aspekt der Auseinandersetzung mit dem eigenen gewaltfördernden Verhalten, im Zuge der Beratung erfüllt werden.
Das öffentlich Machen der Gewaltereignisse war ein großer Schritt zu einem erwachsenen Umgang mit dem Partner. Die belastenden Gedanken und Gefühle „von der Seele zu reden“ hat bei einigen Paaren bereits nach der Erstberatung gewirkt. Die Frage, was dem Paar an den Beratungsgesprächen gefallen hat und was hilfreich war, wurde in den nachbereitenden Gesprächen und Nachbefragungen deutlich:
„Es war wohltuend, dass jemand von den Problemen erfuhr und zuhörte. Man wurde ernst genommen und man wusste, man braucht keine Angst vor der Zukunft zu haben“
Die Paarberatung wird weiterhin als Angebot des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt vorgehalten.
Mit dem Partner/Ehemann in Kommunikation treten ist eine Chance, die Lebenssituation nachhaltig zu verbessern.
Miteinander reden – für ein Leben ohne Gewalt
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